Beim "positiven Training" oder auch "Training über positive Verstärkung" lernt der Hund freudig mit seinem Menschen zu kooperieren. Und zwar ohne, dass er Angst vor Strafen haben muss, wenn etwas nicht gelingt. Das heißt NICHT, dass man ihm keine Grenzen setzt und nur mit Leckerchen um sich wirft.
Was positives Training genau heißt, erkläre ich etwas umfassender, auch unter Betrachtung der übrigen Trainingsmöglichkeiten:
1. Lerntheorie
Ein Abstecher in die Lerntheorie - die übrigens für alle Lebewesen gilt, nicht nur für Hunde. Es gibt 4 Konsequenzen, über die ein Lerneffekt erfolgt:
Positiv/negativ heißt in dem Zusammenhang nicht, dass etwas gut oder schlecht ist, sondern positiv=hinzugefügt bzw. negativ=entfernt wird.
Positive Verstärkung bedeutet, dass ein erwünschtes Verhalten über etwas gutes, das hinzugefügt wird (=gleichbedeutend mit einer Belohnung) verstärkt wird. Denn passiert nach einem bestimmten Verhalten etwas Gutes, ist man eher gewillt, dieses Verhalten öfter zu zeigen. Ein Training über positive Verstärkung wird oft gleichgesetzt mit dem Begriff "positives Train.
Bsp.: Jedes Mal, wenn der Hund sich auf Kommando brav hinsetzt, bekommt er eine Belohnung, also setzt er sich gerne.
+Positive Strafe bedeutet, dass nach einem unerwünschten Verhalten, etwas Schlechtes hinzugefügt wird, also eine Strafe folgt. Das hat zur Folge, dass dieses Verhalten aufgrund der negativen Konsequenz weniger wahrscheinlich auftritt. Training über positive Strafe ist außerdem kein positives Training, auch wenn sich das Wort im Namen findet!
Bsp.: Jedes Mal, wenn der Hund an der Leine zieht, bekommt er einen Ruck. Dieser ist unangenehm und macht es wahrscheinlicher, dass der Hund nicht mehr zieht. (Achtung: Dies ist nicht die empfohlene Vorgehensweise, da Strafe zu anderen negativen Lerneffekten oder bspw. bei Nutzung eines Halsbandes zu Verletzungen der Halswirbelsäule führen kann!)
- Negative Verstärkung heißt, dass etwas Unangenehmes entfernt wird, sobald der Hund das erwünschte Verhalten ausführt.
Bsp.: Der Halter drückt so lange auf die Kruppe, des Hundes (was für diesen eine unangenehme Einwirkung ist), bis dieser sich setzt. Erst wenn der Hund sich setzt, hört das Unangenehme auf, das Sitzen ist also von Vorteil und wird verstärkt.
- Negative Strafe heißt, dass etwas Angenehmes weggenommen wird.
Bsp.: Der Hund lässt ein Spielzeug nicht selbst los. Dieses wird ihm dann mit Gewalt weggenommen.
2. Vorteile & Nachteile von Bestrafung und Belohnung
Für einen effektiven Lerneffekt - egal ob durch Einsatz von Belohnung oder Bestrafung - hat man nur ein Zeitfenster von 1-2 Sek. nach dem gezeigten Verhalten. D.h. wir müssen schnell und gezielt, mit dem richtigen Timing reagieren. Dies fällt vielen vor allem anfangs sehr schwer.
Nachteile Strafe
Hinsichtlich von Strafe gibt es ein paar mehr Regeln zu beachten, damit diese entsprechend wirkt, und diese sind tatsächlich gar nicht so leicht anzuwenden:
Man kann nur willentlich steuerbares Verhalten bestrafen! Einen Reflex wird ein Hund beibehalten (wie bspw. Schreckschnappen), auch wenn die Folge negativ ist, da er keinen Einfluss darauf hat.
Der Hund muss ein Alternativverhalten gelernt haben und es zeigen können.
Die Strafe muss immer angekündigt werden.
Das Verhalten muss SOFORT bestraft werden (innerhalb von 1-2 Sek.).
Das Verhalten muss IMMER bestraft werden, auch wenn der Hund alleine ist.
Man muss das richtige Maß an Strafe finden, stark genug um zu wirken, nicht zu stark um zu traumatisieren.
Das Training über Strafe oder unangenehme Einwirkung, kann je nach Hundetyp negative Nebeneffekte wie Gewöhnung, Ängstlichkeit, Aggressivität oder Fehlverknüpfungen hervorrufen und ist mit Vorsicht zu betrachten. Es kann viel nach hinten losgehen und falsch verknüpft werden. So bestrafen wir bei falschem Timing ggf. sogar etwas, das von uns gewünscht ist. Zudem stresst es den Hund und ein zu hoher Stresspegel beeinträchtigt wiederum das Lernen.
Vorteile Strafe
Der Lerneffekt ist, bei richtiger Anwendung, durchaus effektiv und nachhaltig.
Nachteile Belohnung
Das Ergebnis ist oft nicht sofort offensichtlich und benötigt ein etwas längeres, konstantes Training.
Vorteile Belohnung
Beim Training über Belohnung kann man nicht viel kaputt machen, zudem kann man Stützen wie das Markersignal nutzen.
Die Belohnung muss ebenfalls sofort folgen. Dank dem Markersignal (das innerhalb von 1-2 Sek. schnell gesagt ist) hat man jedoch mehr Zeit zu reagieren, um eine Belohnung hervorzuholen. Eine Erklärung zum Markersignal findest Du bald in einem separaten Artikel.
Eine zu hochwertige oder zu geringe Belohnung traumatisiert den Hund nicht. Allein der Lernerfolg ist ggf. nicht so hoch.
Die Stimmung ist positiv, Hund und Mensch haben mehr Spass beim Training.
Man arbeitet proaktiv statt reaktiv.
Ein Training über positive Verstärkung ist nicht nur aufgrund neuester, wissenschaftlicher Erkenntnissen zu bevorzugen, es stärkt auch die Bindung zwischen Mensch und Hund.
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